CfP: Workshop zu Umgang mit kolonialen Beständen in Bibliotheken
Die koloniale Vergangenheit wird zunehmend öffentlich diskutiert. Kulturerbe-Einrichtungen tragen eine besondere Verantwortung und vor allem Museen haben bereits damit begonnen, ihre kolonialen Verstrickungen kritisch zu reflektieren und Nachwirkungen bis heute zu untersuchen. Provenienzforschung und Restitutionsdebatten haben hierzu beigetragen. Bibliotheken spielen in der aktuellen Debatte derzeit kaum eine Rolle, obwohl mit der in den meisten offiziellen Dokumenten verwendeten Bezeichnung „Museen und Sammlungen“ auch Sammlungen historischer Bestände in Bibliotheken inkludiert sind. Die dbv-Kommission Provenienzforschung und Provenienzerschließung und das Projekt IN_CONTEXT der Staatsbibliothek zu Berlin nehmen dies zum Anlass, um in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste den Umgang mit Beständen aus kolonialen Kontexten in Bibliotheken in den Blick zu nehmen.
Ziel des Workshops ist es, zu diesem Themenfeld Akteure aus Bibliotheken, Interessenverbänden und der Forschung zusammen zu bringen, bereits als einschlägig bekannte Sammlungen vorzustellen und Vorarbeiten für einen Leitfaden zum Umgang mit kolonialen Beständen in Bibliotheken zu leisten. Dabei soll sowohl grundsätzlich über den Umgang mit kolonialen Kontexten in Bibliotheken diskutiert werden als auch konkrete Bestände und Fragestellungen in den Blick genommen werden. Es werden zwei Schwerpunkte gesetzt:
Erstens wird nach Beständen in Bibliotheken gefragt, die aus kolonialen Unrechtskontexten stammen. Inwieweit sind beispielsweise Objekte im Kontext der Plünderung von Magdala (1868) oder des sog. Boxer-Krieges nach Europa gekommen? Inwieweit betreiben Bibliotheken bereits Provenienzforschung und existieren ggf. Rückgabeforderungen? Wie können Provenienzdaten in Metadaten integriert werden?
Zweitens wird nach Beständen mit Bezug zum Kolonialismus gefragt: Wie gehen Bibliotheken mit sog. Rezeptionsliteratur, wie Reiseberichten oder kolonialnostalgischer Literatur um? Inwieweit betrifft das Thema Sondermaterialien, wie Karten, Nachlässe oder Fotobestände? Wie sollte mit wissenschaftlicher Literatur aus der Kolonialzeit umgegangen werden? Wie können diese Bestände angemessen in digitalen Sammlungen und Repositorien eingepflegt und präsentiert werden?
Einsendeschluss für Beiträge ist der 15. Juni 2023. Die Workshop-Sprache ist deutsch.
Einen ausführlichen Call for Papers finden Sie hier.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: in_context@sbb.spk-berlin.de