Das Projekt IN_CONTEXT: Colonial Histories and Digital Collections hat im Januar 2023 an der Stabi seine Arbeit aufgenommen. Bereits im November 2023 hat das Projektteam den Workshop „Koloniale Kontexte in Bibliotheken“ in Kooperation mit dem dbv und dem DZK in Berlin durchgeführt. Der Workshop bildete den Auftakt für eine Reihe von Aktivitäten, das Thema koloniale Kontexte und Bibliotheken in einer breiten Perspektive zu beleuchten. So wurde hier auch die Idee eines Leitfadens zum Umgang mit kolonialen Beständen in Bibliotheken angeregt und hierfür die AG Koloniale Kontexte in Bibliotheken im Netzwerk Koloniale Kontexte gegründet. Auf der BiblioCon2024 fand hierzu ein erstes Präsenztreffen im Juni 2024 statt.
Heute können wir einen weiteren Meilenstein verbuchen. Denn o-bib hat den Themenschwerpunkt „Koloniale Kontexte in Bibliotheken“ veröffentlicht. In sieben gemeinschaftlich verfassten Artikeln haben Kolleg:innen aus unterschiedlichen Bibliotheken und Arbeitsbereichen das Feld der kolonialen Kontexte in Bibliotheken vermessen und unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema geworfen.
In ihrer inhaltlichen Einführung umreißen die Koordinator:innen des Themenschwerpunktes, Lars Müller, Michaela Scheibe und Larissa Schmid, das Feld der kolonialen Kontexte in Bibliotheken. Sie beschreiben den Forschungsstand und definieren davon ausgehend maßgeblich drei Handlungsfelder für Bibliotheken: Sammlungsaufbau und Erschließung, Provenienzforschung und schließlich Digitalisierung und ethische Fragen der Bestandsrepräsentation.
Der von Jan Hüsgen koordinierte und von Irene Albers, Aïsha Othman, Meliné Pehlivanian, Thomas Richter und Schmid Andreas verfasste Artikel fragt, wie das Konzept der kolonialen Kontexte auf Bibliotheken angewendet werden kann.
Der von Lars Müller und Michaela Scheibe koordinierte Beitrag argumentiert, dass Provenienzforschung zu Beständen aus kolonialen Kontexten ein wichtiges zukünftiges Handlungsfeld für Bibliotheken ist. In drei Fallbeispielen geben Wiebke von Deylen, Hajo Frölich, Cordula Gumbrecht, Dominique Schwarb-Akoun und Jakob Wigand einen Einblick in Herausforderungen und Möglichkeiten dieser Arbeit.
Der von Larissa Schmid koordinierte Beitrag fragt nach rassismuskritischen Ansätzen in der Bibliotheksarbeit. Mit Fallbeispielen von Birgit Athumani Hango, Jantje Bruns, Birgit Kramreither, Maike Mewes und Moritz Strickert werden Einblicke in die Arbeit des Netzwerks koloniale Kontexte sowie in die Arbeit zwei unterschiedlicher Bibliotheken gegeben.
Julia Zenker koordinierte einen Artikel zu Herausforderungen in der Digitalisierung bzw. der Bereitstellung von Materialien aus kolonialen Kontexten. Sie argumentiert mit Fallbeispielen von Elke Brehm, Jana Kocourek, Karina Iwe und Anne Peiter für eine stärkere Einbindung von Herkunftsgesellschaften.
An die Digitalisierung schließt der von Romy Köhler koordinierte Beitrag an. Ingo H. Warnke, Maria Hermes-Wladarsch, Christoph Rauch und Stefanie Rühle werfen hier verschiedene Perspektiven auf die Frage, welche Rolle Metadaten für die Herstellung von Transparenz im digitalen Raum haben.
Abgerundet wird das Heft durch ein Interview mit Kolleg:innen aus Kamerun, Kenia, Namibia und Sri Lanka. Albert Gouaffo, Werner Hillebrecht, Mutanu Kyany’a und Naazima Kamardeen bieten hier verschiedene Perspektiven aus dem Globalen Süden auf für sie relevantes, aber in deutschen Bibliotheken verwahrtes Kulturgut und plädieren für eine verstärkte Zusammenarbeit in diesem Feld.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! Bei Rückfragen zum Thema, können Sie sich gerne unter in_context@sbb.spk-berlin.de an das Projektteam von IN_CONTEXT wenden!
Link zum gesamten Themenheft: https://www.o-bib.de/bib/issue/view/335